Durandus von St. Pourçain OP (* ca. 1270-1275 in Saint-Pourçain-sur-Sioule; † 10. September 1334 in Meaux) war Theologe und Philosoph; er war Magister in Paris (1312–13); lector sacri palatii in Avignon (1313-1317) und Bischof von Limoux (26. August 1317), Le Puy-en-Velay (14. Februar 1318) und Meaux (13. März 1326). Sein Epitheton lautet „Doctor modernus“.


1302-03 wird Durandus als Student an der Pariser Universität erwähnt. Zu der Zeit kommentierten zwei für seine eigene Entwicklung maßgebliche Denker die Sentenzen: Johannes Duns Scotus und Hervaeus Natalis. 1303-07 verbrachte Durandus dann möglicherweise am studium generale in Lyon mit der (vorbereitenden) Kommentierung der Sentenzen. Im Jahre 1307 befindet sich Durandus wieder in Paris. 1308-10 kommentiert er dort die Sentenzen des Petrus Lombardus unter dem regierenden Dominikanermagister Hervaeus Natalis. 1312 wird Durandus selbst Magister, bleibt aber nur ein Jahr in Paris und wechselt dann als lector sacri palatii nach Avignon an den päpstlichen Hof. Dort bleibt er bis 1317. Im selben Jahr wird er zum Bischof von Limoux ernannt, 1318 zum Bischof von Le Puy-en-Velay, 1316 zum Bischof von Meaux.


Das Hauptwerk des Durandus ist sein Sentenzenkommentar, der – wie zu Beginn des 14. Jahrhunderts häufig – mehrfach umgearbeitet worden ist. Eine frühe Fassung (in der Forschung seit Joseph Koch als "Redaktion A" bezeichnet) wird wohl kurz vor seiner Pariser Sentenzenlesung (1308-09) bekannt. Eine mittlere Fassung ("Redaktion B") dürfte während oder kurz nach seiner Sentenzenlesung entstanden sein (1309-11). Diese Fassung ist hauptsächlich dadurch gekennzeichnet, dass sie die polemischen Bemerkungen zu Thomas von Aquin, wie sie sich in der ersten Fassung finden, abmildert, weglässt oder zumindest nur noch in versteckter Form äußert. Die Fassung letzter Hand ("Redaktion C"), an der Durandus von ca. 1317 bis ca. 1327 arbeitet, kehrt in vielen Fällen wieder zu Ansichten der Frühfassung zurück.


Diese auf Joseph Koch zurückgehende Annahme einer dreifachen Redaktion des Durandischen Kommentars bestätigen die neueren Forschungen zwar im Großen und Ganzen. Es lassen sich darüber hinaus aber noch weitere Überarbeitungsstufen (insbesondere in der mittleren Fassung des Kommentars) ausmachen, die erstens nahe legen, dass Durandus kontinuierlich an seinem Kommentar gearbeitet hat, und zweitens, dass der Kommentar zu unterschiedlichen Zeiten und während verschiedener Überarbeitungsstufen kopiert worden ist. Angesichts dieses Befunds und angesichts der Tatsache, dass Durandus selbst nicht von verschiedenen Versionen seines Kommentars spricht, sondern von nur einem ausgeht, an dem er lange gearbeitet haben will, gehen wir also nicht von drei Fassungen des Kommentars aus, sondern von einem Autorexemplar im Wandel, dessen Rezeption unterschiedliche Überarbeitungsstufen widerspiegelt (Kochs Redaktionen A, B und C).


Siehe dazu auch das Vergleichstool.


Links zu weiteren biographischen Einträgen

  • Wikipedia: Durandus von Saint-Pourçain
    Kurzer Eintrag zu Durandus auf deutsch.

  • Catholicity: Durandus of Saint-Pourçain
    Short encyclopedic article on Durandus.

  • Wikipedia: Durandus of Saint-Pourçain
    Short wikipedia article on Durandus.